Thomas Staack - Training im Kinderfußball


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"Wir nehmen alle Kinder mit - niemand muss zu Hause bleiben"

Trainer Thomas Staack setzt sich für die neuen Spielformen in Köln ein. Vor einer Reise nach Hamburg erwischte ihn der d.a.z. für ein Kurzinterview.



d.a.z.: Herr Staack, danke, dass sie sich hier in der Espressobar kurz Zeit für unsere Fragen nehmen.
Staack: *schlürf* Für einen Espresso Macchiato habe ich immer Zeit.
d.a.z.: Sie sind als Autor schon sehr lange aktiv. Kartotheken, Trainingseinheiten, Fachzeitschriften, die DFB-Filmreihe, ein Podcast zum 3 gegen 3. Gehen ihnen langsam die Ideen aus?
Staack: Nein, überhaupt nicht. Das ist einfacher, als man glaubt. Ich bin seit 13 Jahren ehrenamtlich im Bereich Kinderfußball unterweg und habe eine Menge Erfahrung. Die Ideen sind mir noch nie ausgegangen.
d.a.z.: Sie sind in der neuen Saison zum Kölner Amateurverein Vorwärts Spoho gewechselt, sind jetzt Trainer und sportlicher Leiter. Warum?
Staack: Die Gründe sind vielschichtig. Ich wollte weiter konsequent in den neuen Spielformen arbeiten und brauchte etwas Neues. Bei Vorwärts Spoho bin ich gut aufgehoben. Wir haben ein junges engagiertes Trainerteam. Der Verein setzt auf eine breite Basis ohne Leistungsdruck und möchte allen Kinder die Möglichkeit geben, ihren Weg im Fußball zu finden.
d.a.z.: Hat sich ihre Trainingsphilosophie zuletzt geändert?
Staack: Sie ändert sich immer wieder. Ich versuche, offen, modern und flexibel zu bleiben. Nicht gerade einfach, je älter man wird. Heute bin ich überzeugt, dass man mit zwei effektiven, gut organisierten Trainingseinheiten pro Woche mehr erreichen kann als mit drei. Die Gefahr ist sonst, dass die Kinder schnell übersättigt und überspielt sind. Heute bevorzuge ich das Spielen-Üben-Spielen-Prinzip, arbeite viel mit Spielformen und Provokationsregeln und plane oft zwei Fußballspiele ein. Bei meinen Spielern kommt das gut an.
d.a.z.: Sie sind inzwischen Referent Kinderfußball des FVM Kreis Köln und engagieren sich stark für die neuen DFB-Spielformen. Warum?
Staack: Ich bin schon sehr lange von kleinen Teams und kleinen Spielfeldern in Training und Spiel überzeugt. Jetzt ergibt sich die Chance, das im Spielbetrieb am Wochenende umzusetzen. Den neuen Spielformen gehört die Zukunft. Die Kinder haben viel mehr Ballkontakte und Erfolgserlebnisse. Alle können am Wochenende spielen und haben gleiche Einsatzzeiten. Wir nehmen alle mit, niemand muss zu Hause bleiben. Das ist einfach großartig und begeistert Kinder langfristig für den Fußball - und auch mich als Trainer.
d.a.z.: Was spricht gegen das bisherige 7vs7 im Spielbetrieb?
Staack: Das 7vs7 ist nicht kindgerecht. Das Spielfeld ist zu groß, auf dem Feld tummeln sich unübersichtlich viele Spieler. Die meisten Kinder sind damit völlig überfordert. Am Spielfeldrand langweilen sich Auswechselspieler, denen der unter Ergebnisdruck gesetzte Trainer zu wenig Spielzeit gewährt oder sie gleich ganz zu Hause lässt. Man muss als Trainer sehr selbstbewusst und planvoll sein, um dem Druck standzuhalten und allen Kinder gleiche Spielzeit einzuräumen, denn es gibt nur das eine Spiel am Wochenende, das bei einer Niederlage in den Familien oft zu schlechter Stimmung führt. Auf diese Weise gehen dem Fußball viele talentierte Spieler verloren.
d.a.z.: Sie steigen gleich in den Zug nach Hamburg. Es gibt Gerüchte, sie würden heute einen Vertrag beim FC St. Pauli unterschreiben, der viele Projekte in den neuen Spielformen anbietet. Stimmt das?
Staack: (lacht) Gerüchte, Gerüchte... Sie wissen doch, wie das ist...
d.a.z.: Wie denn?
Staack: Jeder weiß, dass ich im Herzen St. Paulianer bin - schon seit Kindertagen. Klar würde ich gern für den FC St. Pauli arbeiten, aber im Moment ist das nicht realistisch.
d.a.z.: Und nach dem Moment?
Staack: Mein Zug kommt. Ich bin dann mal weg."